Wahl der Montierung:

Bei der Montierung gibt es ein paar Dinge, auf die ihr achten müsst. Das wichtigste zuerst, es sollte eine parallaktische Montierung sein (hin und wieder auch deutsche Montierung genannt), sie sollte Motoren an beiden Achsen haben und einen ST4-Anschluss für den Autoguider. Azimutale Montierungen und Gabelmontierungen führen ohne Polhöhenwiege zu einer Bildfelddrehung, die schon nach kurzer Zeit auf den Bildern sichtbar wird und stellen daher keine gute Alternative dar. Eine wichtige Angabe bei Montierungen ist die max. Tragfähigkeit. Da ich die Frage schon öfter gelesen habe: Die Gegengewichte werden bei der Tragfähigkeit nicht berücksichtigt. Diese Angabe bezieht sich idR. auf die reine Instrumentenlast.

 

Montierungen mit ca. 10kg Tragfähigkeit:

Montierungen die laut Hersteller 10kg tragen sind meiner Meinung nach das absolute Minimum. Nimmt man die weiter oben genannten 2/3 als Maximum für die fotografische Belastung, dann sind es lediglich 6,5kg, die ihr an Instrumentenlast nutzen könnt. Das mag am Anfang recht viel erscheinen, vor allem wenn man das mit einem 200er Tele und APS-C-Kamera vergleicht, aber 6,5kg sind verdammt schnell erreicht bzw. überschritten. 

Ein Beispiel:

Ein 80er ED APO bringt schon leicht 3,5kg auf die Waage. Dazu kommt eine Kamera und ein Flattener und es sind zusammen schon 4,5kg. Jetzt noch einen Sucher und einen Autoguider dran und es sind mitsamt aller benötigten Kabel 6,5kg. Damit ist die Montierung auch schon an ihrer Grenze! Überlegt euch also gut, ob es nicht sinnvoller ist, eine stabilere Montierung zu wählen...

Meine LXD-75 gehört z.B. in diese Gewichtsklasse, ebenso wie die EQ5, EXOS-2 und viele andere.

 

Montierungen mit 13-15kg Tragfähigkeit:

Etwas mehr Luft nach oben habt ihr mit einer Montierung die 13-15kg tragen kann (Fotografisch also immerhin schon 8,5-10kg). Mit so einer Montierung habt ihr erst mal eine solide Grundlage. Egal ob ihr mit einem kleinen ED APO oder einem 6“ Newton eure nächsten Astrofotos machen wollt, die Montierung ist dabei stabil genug.

Prominente Vertreter dieser Gewichtsklasse sind HEQ5, AZ-EQ5, Advanced VX und viel andere.

 

Montierungen mit ca. 20kg Tragfähigkeit:

Wenn euch 15kg nicht ausreichen sollten, dann schaut mal nach einer Montierung die um die 20kg Zuladung verträgt (also 13,5kg fotografisch). Egal ob 8“ Newton, ED APO oder SC/RC, mit so einer Montierung seid ihr auf der sicheren Seite, ABER ihr müsst das Ding auch schleppen! 13,5kg an Instrumenten auf der einen Seite bedeuten auch 15kg an Gegengewichten auf der anderen Seite zusätzlich zum Eigengewicht der Montierung.  Mit mobiler Stromversorgung, und allem was sonst noch zum Fotografieren notwendig ist, kommen da schon mal 60-80kg zusammen und das ist erst mal ne Menge Futter für den inneren Schweinehund!

In dieser Gewichtsklasse spielt unter anderem auch meine AZ-EQ6 GT, ebenso wie die NEQ6, CGEM und einige andere.

 

Montierungen, die noch mehr tragen sind meiner Meinung nach was für den stationären Betrieb und wer darüber nachdenkt, hat idR. auch so viel Erfahrung, dass er weiß, was er will.

 

Ein kleiner Hinweis noch: Bei vielen "Set-Angeboten" die vor allem durch den Preis sehr attraktiv erscheinen (um die 500€) und als "Astrofototauglich" umworben werden, ist häufig eine viel zu schwache Montierung im Lieferumfang enthalten, also Finger weg! Wenn ihr meinen kleinen Guide hier bis zum Ende gelesen haben solltet und Eure Entscheidung hinsichtlich Teleskop und Montierungsklasse gefallen ist, dann lasst euch diesbezüglich von einem Fachhändler beraten! Besser ist es allerdings, wenn ihr Kontakt zu einem Astrostammtisch/Volkssternwarte/Verein aufnehmt und die Gerätschaften mal aus der Nähe betrachtet. Die Wahrnehmung von Größe und Gewicht ist äußerst subjektiv! Als ich mein erstes Teleskop aufgebaut habe, war es für mich riesig und die Montierung sehr schwer, heute würde ich sagen, es war ein kleines Einsteigerteleskop auf einer sehr leichten Montierung...