Welcher Autoguider?
Diese Frage ist alles andere als einfach und vor allem eindeutig zu beantworten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten mit einem Computer oder anderem Controller die Nachführgenauigkeit einer Montierung zu überwachen/zu verbessern.
Webcam am Sucher/Leitrohr
Zunächst einmal gibt es mehrere Möglichkeiten wie ihr das Autoguiding realisieren könnt. Der wohl günstigste Weg ist eine Webcam so umzubauen, dass sie mit einem 8x50-Sucher verbunden werden kann und ein scharfes Bild liefert. Diese Webcam könnt ihr dann mit einem Notebook verbinden und eine Guidingsoftware wie z.B. PHD installieren. Damit die Korrekturbefehle auch bei der Montierung ankommen, muss die Montierung noch mit dem Notebook verbunden werden. In den meisten Fällen geschieht das mit einem USB-Seriell-Adapter plus entsprechendem Kabel vom Rechner zur Handbox der Montierung.
Ob ihr nun einen 8x50-Sucher oder ein kleines Leitrohr mit der Webcam verwendet, ihr braucht auf jeden Fall schon recht helle Sterne im Feld der Leitoptik, denn Webcams sind nicht sonderlich empfindlich und haben zumeist auch sehr kleine Pixel.
Guidingcam
Eine Guidingcam hat gegenüber der Webcam zum einen eine ST4-Schnittstelle und zum anderen sind diese Kameras meist deutlich empfindlicher als eine Webcam. Mit Hilfe der ST4-Schnittstelle, die eure Montierung auch haben sollte (Wahl der Montierung) kann die Kamera direkt mit der Montierung kommunizieren und ein Notebook muss nur noch per USB mit der Kamera verbunden werden um eben dieser zu vermitteln, welche Befehle an die Montierung gesendet werden müssen. Das lästige USB->Seriell-Gehampel entfällt also und die Leitsternsuche ist auch einfacher als bei der Webcam-Lösung
MGEN
Der MGEN ist ein so genannter Stand-Alone-Guider, d.h. ihr braucht nicht mal mehr ein Laptop sondern nur noch dieses kleine Teil mit dem kleinen zusätzlichen Handbediengerät an einem Sucher/Leitrohr befestigen und spart euch das Geschleppe des Notebooks. Darüber hinaus kann der MGEN auch z.B. eure Canon steuern, was einen zusätzlichen Timer für die Kamera obsolet macht und auch das Dithering vereinfacht.
Welcher Autoguider ist denn nun der richtige für mich?
Die Geschichte mit der Webcam würde ich pers. als erstes über Board werfen, da sie einfach nicht zukunftssicher ist. Die Entscheidung fällt also zwischen MGEN und Guidingcam mit „Computer“.
Der MGEN ist in Sachen Handhabung und Features der Guidingcam-Computerlösung „überlegen“ und benötigt auch nicht so viel Energie wie ein Notebook + Kamera, allerdings sind einige Guidingcams empfindlicher als der MGEN. Wenn ihr also mit einem OAG arbeiten müsst, oder aber ein Leitrohr mit recht kleinem Feld verwendet, kann es schon mal sein, dass ihr mit einer Lodestar oder QHY6 einen Leitstern findet, den ihr mit einem MGEN eben nicht gefunden hättet.
Um der Energieproblematik entgegen zu wirken, lässt sich auch ein Raspberry Pi als Notebookersatz verwenden, was bei mir seit 2014 so auch zum Einsatz kommt, allerdings muss man um dithern zu können noch ein wenig in der Software-Trickkiste kramen. Beide Systeme haben also ihre kleinen Macken, daher würde ich tendenziell bei einem ED APO bis hin zum kleinen Newton eher beim MGEN mein Glück suchen, nur wenn ihr Systeme mit hoher Brennweite oder grenzwertigem Gewicht für eure Montierung im Auge habt, dann solltet ihr mal bei den Guidingcams schauen und nicht unbedingt zum MGEN greifen. Ab 8" kann es bei den Newtons aber schon schwierig werden, diese mit einem Sucher zu guiden, denn je nach Fertigungsqualität, Tubusmaterial und Sucherhalterung kann es sein, dass ihr trotz eines funktionierenden MGENs keine punktförmigen Sterne bekommt, sondern leichte Eier. Häufig liegt das an einem sich leicht durchbiegenden Tubus und/oder Verlagerungen der Spiegel. Diesem Problem kann man mit einem Off-Axis-Guider Herr werden, allerdings sollte man dann auch nicht unbedingt zum MGEN greifen sondern eine möglichst empfindliche Guidingcam wählen.
Ich wünsche Euch viel Erfolg und klare Nächte!
Fragen oder Anregungen? Schickt mir ne Mail, ich würde mich freuen!