Einstieg in die Astrofotografie...

Falls ihr euch jetzt erhoffen solltet (so wie ich damals), nach einer kurzen Lektüre dieser Einstiegshilfe, oder entsprechender Seiten im Netz, direkt losfotografieren zu können und Hubble von der Erde aus Konkurrenz zu machen, so muss ich euch diesen Zahn ziehen! Es dauert sehr lange bis man neben der reinen Fotografie auch die EBV im Griff hat, denn es gibt einiges zu lernen! Obwohl ich mich bereits als jugendlicher mit Spiegelreflexkameras, manuellen Objektiven usw. zu befassen anfing, musste ich doch feststellen, dass die physikalischen Grundlagen der Astrofotografie ein wenig komplexer sind als „nur“ der Zusammenhang zwischen Blende, Zeit und Fokus. Daher kann ich euch nur empfehlen langsam anzufangen! Mit Geld könnt ihr euch zwar so einige technische Helfer in´s Haus holen und in den einschlägigen Foren bekommt ihr mit Sicherheit auch "Kaufempfehlungen", aber all das wird ohne ein gewisses Maß an Grundwissen nicht zum Ziel führen.

Das Vorgehen, das ich hier im weiteren Verlauf beschreibe, ist keinesfalls die Standardlösung (die gibt es meiner Meinung nach auch nicht), wie man zu guten Astrofotos kommt, sondern nur EIN möglicher Weg. Es wäre natürlich fürchterlich einfach, hier eine Liste zu formulieren, mit der man zum Händler seines Vertrauens geht, 3.000 + X € auf den Tisch blättert und anschließend Equipment mit nach Hause nimmt, mit dem man über Jahre hinweg beschäftigt ist, aber ich denke das wird den meisten Einsteigern nicht gerecht. Zum einen, wenn ich an meine ersten Schritte zurückdenke, ist es jemandem, der sich gerade erst mit dem Thema Astronomie/Astrofotografie beschäftigt nicht zu vermitteln, warum man 1.000 € und mehr für eine Montierung ausgeben sollte, wo es im Netz doch nur so vor Schnäppchenmontierungen für 150 € wimmelt und zum anderen bleibt die große Unbekannte "Leidensfähigkeit". Wann ist eine Montierung zu groß, zu schwer? Was will ich überhaupt fotografieren? Wo kann ich das ganze Zeug lagern? Warum 1.000 € für einen kleinen ED APO mit Flattener ausgeben, wenn ich für 300 € nen "fetten Newton" haben kann?

All das sind Fragen, die beantwortet werden wollen und die sich dummerweise alle nicht pauschal abarbeiten lassen. Nicht jeder wird einen ED APO mögen, einige werden merken, dass Öffnung nicht unbedingt das Allheilmittel ist, einigen wird eine NEQ6 viel zu groß und zu schwer sein, anderen gerade recht... Um euch ein wenig zu sensibilisieren mal ein kleines Zahlenspiel:

Die Erde dreht sich in 24 Stunden einmal um die eigene Achse, d.h. alle 4 Minuten um 1°, also 15 Bogenminuten pro Zeitminute und damit dann auch 15 Bogensekunden pro Zeitsekunde. Damit ihr mal ein Gefühl für die Winkel bekommt: Ein 1cm breites Objekt aus einer Entfernung von ca. 75m betrachtet erscheint mit einer Ausdehnung von 15". Aber was bedeutet das für die Astrofotografie? Weiter unten im Abschnitt "Seeing" findet ihr eine Berchnung des Abbildungsmaßstabs eines Kamera/Teleskop-Systems. Mit einem Newton mit 800mm Brennweite und meiner 600D komme ich auf einen Abbildungsmaßstab von 1,1"/Pixel und das entspricht in etwa der Erdrotation in 0,07s! Glaubt ihr jetzt immer noch, dass ein Kaufhausschnäppchen für 150 € diese mechanischen Anforderungen erfüllen wird?

Versucht auf jeden Fall all die Dinge, die ich hier im Guide beschreibe, live zu begutachten! Lasst euch auch von einem Fachhändler beraten! Besser ist es allerdings, wenn ihr Kontakt zu einem Astrostammtisch/Volkssternwarte/Verein aufnehmt und die Gerätschaften dort mal aus der Nähe betrachtet.